Zum Tod von Margot Friedländer: Kulturwelt trauert
Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer gilt als bedeutende Zeitzeugin der Juden-Verfolgung während der NS-Herrschaft. Nun ist sie am Freitag in Berlin im Alter von 103 Jahren gestorben. Ihr Tod löste große Betroffenheit unter Kulturschaffenden aus.
Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer ist im Alter von 103 Jahren in Berlin gestorben. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der ihr am Freitag das Große Bundesverdienstkreuz hatte verleihen wollen, kondolierte und erklärte, Friedländer habe "unserem Land Versöhnung geschenkt". Ihre Stiftung betonte: "Bis zuletzt mahnte sie die Verteidigung der Demokratie an - erinnern allein reiche nicht." Friedländer versteckte sich während der nationalsozialistischen Judenvernichtung in Berlin im Untergrund, wurde aber verraten und in ein Konzentrationslager verschleppt. Sie überlebte, ihre ganze Familie wurde ermordet.
Deutscher Filmpreis gedenkt Margot Friedländer
Für den bewegendsten Moment bei der Gala zum Deutscher Filmpreis in Berlin sorgte der Pianist Igor Levit, der die Nachricht vom Tod Margot Friedländers verkündet. Plötzlich ging ein Raunen durch den Saal. Iris Berben war der Schock ins Gesicht geschrieben. Levit kämpfte sichtlich mit den Tränen, als er auf der Bühne die verstorbene Holocaust-Zeitzeugin würdigte, statt eine Laudatio für die beste Filmmusik zu halten.
"Es gibt Momente, die sind größer als der Preis, als jeder Preis, als wir alle", sagt er. Es war der ergreifendste Moment bei der mehrstündigen Gala am Potsdamer Platz in Berlin. Viele Schauspielerinnen und Schauspieler im Publikum wirkten überrascht und geschockt, als sie vom Tod der 103-Jährigen hörten. Erst im vergangenen Jahr hatte sie beim Deutschen Filmpreis eindringlich an die Filmschaffenden appelliert.
Kulturwelt zeigt sich betroffen über ihren Tod
Der neue Kulturstaatsminister Wolfram Weimer würdigte Margot Friedländer nicht nur als "wichtige Stimme einer Überlebenden des Holocaust", sondern auch als "leidenschaftliche Botschafterin für demokratische Werte." Weiter erklärte er: "Wir haben ihr so viel zu verdanken: ihr unermüdliches Engagement für die Aufarbeitung und Erinnerung an die nationalsozialistischen Verbrechen und den systematischen Völkermord an Millionen europäischen Jüdinnen und Juden, aber auch ihren Einsatz für Respekt und Demokratie und ein menschliches Miteinander."
Die Schauspielerin Denise Mbaye erinnerte auf Instagram an die Worte der Holocaust-Überlebende: "Schaut nicht auf das, was euch trennt. Schaut auf das, was euch verbindet. Seid Menschen. Seid vernünftig." Schauspielerin Katy Karrenbauer würdigte Margot Friedländer als "Stimme für den Frieden." Weiter schreibt sie auf ihrem Social Media Profil: "Ich werde mich immer an unsere Begegnung erinnern, an Ihr sanftes Lächeln und Ihren freundlichen Blick, Ihre Tiefe und Ihre unglaubliche Weisheit und Schönheit."
Das Jüdische Museum Berlin dankte "Margot Friedländer für ihren unermüdlichen Einsatz gegen das Vergessen und für ein friedlicheres Miteinander." Und der israelische Filmregisseur Guy Nativ würdigt Friedländer als "wahre Heldin" und als "eine Frau mit außergewöhnlichem Mut - eine Holocaust-Überlebende, die ihren Schmerz in einen Sinn verwandelt hat." Und weiter schreibt er auf Instagram: "Ihre Worte öffneten Herzen. Ihre Anwesenheit hat ein Zeichen hinterlassen."
